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Hatice Beslioglu

Ärztin/Arzt werden in Deutschland - ein kurzer Überblick

Jährlich bewerben sich in Deutschland rund 40.000 Abiturientinnen und Abiturienten auf etwa 10.000 Studienplätze im Fach Humanmedizin (Stand: Wintersemester 2021/2022).

Ein sehr gutes Abitur ist die Grundvoraussetzung für die Zulassung zum Medizinstudium, da der Numerus Clausus (NC) in den letzten Jahren meist zwischen 1,0 und 1,2 lag.

Allerdings reicht ein gutes Abiturzeugnis allein oft nicht aus, um einen Studienplatz zu erhalten. Zusätzliche Voraussetzungen können unter anderem ein absolvierter Zivil- oder Wehrdienst, ein freiwilliges soziales Jahr, eine Berufsausbildung oder bereits absolvierte Studiensemester sein. 


Bei der Bewerbung um einen Medizinstudienplatz in Deutschland können sich die Bewerberinnen und Bewerber in eine von drei Kategorien einordnen: 

  • Abiturbestenquote: In dieser Kategorie werden 30 Prozent der Studienplätze vergeben. Die Auswahl erfolgt vor allem nach der Abiturnote und dem Numerus Clausus;

  • Hochschulauswahl: In diese Kategorie fallen 60 Prozent der Studienplätze. Hier müssen die Bewerberinnen und Bewerber mindestens zwei Kriterien erfüllen: das Ergebnis eines fachspezifischen Studierfähigkeitstests (z.B. TMS) und weitere Kriterien wie das Ergebnis eines Auswahlgesprächs, eine Berufsausbildung oder die Abiturnote;

  • Zusätzliche Eignungsquote: Die restlichen 10 Prozent der Studienplätze werden über diese Kategorie vergeben. Hier zählt nicht die Abiturnote, sondern andere Kriterien wie eine abgeschlossene Berufsausbildung, Freiwilligendienst, persönliche Eignungsgespräche oder Leistungen in studienrelevanten naturwissenschaftlichen Fächern. 


Es gibt auch Möglichkeiten, in Deutschland ohne Numerus Clausus Medizin zu studieren und Ärztin/Arzt zu werden:

  • Studienplatzklage: Mit einer Studienplatzklage kann man versuchen, einen Studienplatz zu bekommen; 

  • Bundeswehr: Das Medizinstudium kann im Rahmen einer Verpflichtung bei der Bundeswehr absolviert werden; 

  • Privatuniversität: An einigen wenigen deutschen Privatuniversitäten kann Medizin ohne NC studiert werden; 

  • Auslandsstudium: Eine weitere Alternative ist das Medizinstudium im Ausland. 


Das Medizinstudium in Deutschland dauert in der Regel sechs Jahre (12 Semester) einschließlich des Praktischen Jahres (PJ) und der Abschlussprüfung. Die ersten beiden Jahre sind der Vorklinik gewidmet, gefolgt von vier Jahren klinischer Praktika und Vorlesungen.


Vorklinik:

In den ersten vier Semestern des Medizinstudiums, der Vorklinik, werden die Grundlagen der Medizin vermittelt. Dazu gehören Fächer wie Anatomie, Physiologie, Biologie, Chemie, Biochemie und Pathologie. In der vorlesungsfreien Zeit ist ein dreimonatiges Pflegepraktikum zu absolvieren. Die Vorklinik endet mit der Ersten Ärztlichen Prüfung, dem Physikum. Diese Prüfung findet an zwei Tagen statt und besteht aus einer mündlichen und einer schriftlichen Prüfung. 


Klinischer Studienabschnitt:

In den klinischen Semestern (5. bis 10. Semester) liegt der Schwerpunkt des Medizinstudiums in Deutschland auf den praktischen medizinischen Fächern. Die Studierenden lernen wichtige Fächer wie Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie und Psychiatrie kennen. Hinzu kommen Querschnittsfächer wie Gesundheitsökonomie, Onkologie, Strahlentherapie, Infektiologie, Immunologie und klinische Pharmakologie. Praktische Erfahrungen sammeln die Studierenden in Kursen und Praktika, in denen sie ärztliche Grundfertigkeiten wie Blutentnahme, Patientenbefragung und körperliche Untersuchung erlernen. Darüber hinaus ist ein viermonatiges Praktikum in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis während der Semesterferien verpflichtend. Den Abschluss bildet der schriftliche Teil des Zweiten Staatsexamens, der sich über drei Tage erstreckt. 


Das Praktische Jahr:

Das Praktische Jahr (PJ) ist ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Ausbildung in Deutschland. Es schließt sich an den klinischen Studienabschnitt an. Während des PJ arbeiten Medizinstudierende in einem Krankenhaus, wo sie unter Anleitung praktische ärztliche Tätigkeiten ausüben. Dieses Jahr gliedert sich in drei Abschnitte von jeweils vier Monaten, die in der Inneren Medizin, der Chirurgie und einem Fachgebiet nach Wahl absolviert werden. Das PJ endet mit dem mündlichen Teil des Zweiten Staatsexamens. Nach erfolgreichem Abschluss des dritten Staatsexamens kann die Approbation als Arzt beantragt werden. Danach beginnt die Karriere als Assistenzarzt. 


Das Medizinstudium in Deutschland vermittelt den angehenden Ärzten sowohl umfassendes medizinisches Wissen als auch praktische Fertigkeiten. Wichtige Fächer wie Anatomie, Biochemie, Innere Medizin und Chirurgie stehen auf dem Lehrplan, um eine umfassende medizinische Ausbildung zu gewährleisten. 

Nach dem Studium beginnen die meisten Medizinabsolventen ihre berufliche Laufbahn als Assistenzärzte in einer Klinik oder einem Krankenhaus. In dieser Phase sammeln sie praktische Erfahrungen bei der Behandlung von Patienten. Anschließend besteht die Möglichkeit, sich durch eine in der Regel fünfjährige Facharztausbildung auf ein bestimmtes medizinisches Fachgebiet zu spezialisieren. Am Ende dieser Weiterbildung steht der Facharzttitel, der für die Ausübung bestimmter ärztlicher Tätigkeiten und für die Zulassung als Vertragsarzt der gesetzlichen Krankenkassen erforderlich ist. Auch für die weitere berufliche Entwicklung, z. B. als Oberarzt oder Chefarzt, ist diese Qualifikation erforderlich. Die berufliche Laufbahn im Krankenhausbereich ist durch eine kontinuierliche Spezialisierung und Weiterbildung gekennzeichnet, die zu höheren Positionen führen kann. 

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